Der Schmerz der Kinder

Wieder einmal war es so weit – drei Reisebusse machten sich auf die Fahrt ins zu unserem Freizeitheim.

Mit über 150 Kindern durften wir fünf intensive Tage im educare-Camp erleben. Wir sind unheimlich dankbar für die Bewahrung auf der Fahrt, im Schwimmbecken, auf dem Fußballplatz und während des gesamten Camps. Einige Kinder waren das erste Mal weg von zu Hause. Manche kamen nur mit einer Plastiktüte in der Hand zum Abfahrtsort. Doch das war kein Problem. Jeder half aus, wo er konnte, und so erlebten wir wunderbare Tage voller Musik, Geschichten aus der Bibel, Fußball, Badezeit, gutem Essen und bewegenden Gesprächen am Lagerfeuer.

Über 150 Kinder waren dabei
Das Thema war Simson
Abschlussabend am Lagerfeuer

Schweres Gepäck

Obgleich sie nicht viel besitzen, reiste eine große Zahl von Kindern dennoch mit “schwerem Gepäck”. Beim Singen schien es, als schrien sie Schmerz und Trauer aus sich heraus: ihren Schmerz über die Familiensituation, ihre Ängste vor Gewalt zu Hause, ihre Sorgen um den Verlust von Angehörigen und ihre Verzweiflung. Am letzten Abend konnten die Kinder ihre Sorgen und Gebete aufschreiben oder malen und sie anschließend am Lagerfeuer verbrennen. Im Gespräch mit Mitarbeitern haben sich manche geöffnet und ihre Geschichte geteilt. Es ist oft nicht in Worte zu fassen, welches Leid diese Kinder erfahren. 

"Bitte, gebt mich nicht auf!"

Nicht selten werden Kinder und Jugendliche im Crackland von ihren Müttern oder Familien abgeschoben, von einem zum Nächsten gereicht und bekommen so das Gefühl vermittelt, dass sie eine Last und nicht gewollt sind. Es gibt Mütter, die ihre Kinder aufgrund psychischer Probleme, eigener Traumata oder Suchtkrankheiten regelrecht verstoßen und ihnen eines Tages einfach die Tür nicht mehr öffnen. Die tragische Folge ist, dass die Kinder innerlich abstumpfen, emotional hart und gefühllos werden und nur noch “funktionieren”. Dabei wünschen auch diese Kinder sich nichts sehnlicher als eine Bezugsperson, ein Zugehörigkeitsgefühl und vor allem Liebe. Eine Jugendliche, die täglich mit Ablehnung zu Hause kämpfen muss, bat eine educare-Mitarbeiterin während der Reise: “Bitte, gebt mich nicht auf!”.

Kriminalität und ihre Folgen

Immer wieder erschüttern uns Nachrichten von Familienangehörigen der Kinder, die im Gefängnis landen. In den letzten Wochen wurden durch die Polizei kriminelle Machenschaften aufgedeckt, in die einige Mütter unserer Kinder verstrickt waren. Die Mütter kamen ins Gefängnis. Infolgedessen waren von einem Tag auf den anderen ihre Töchter und Söhne auf sich alleine gestellt – völlig überfordert mit der neuen Situation und der großen Verantwortung, die nun auf ihnen lastete. Oft sind es die älteren Geschwister, die die Rolle der Mutter auffangen müssen und die jüngeren Kinder versorgen

Das Camp bietet für viele Kinder eine Flucht aus dem düsteren Alltag und der Verantwortung, die manche schier erdrückt. Nicht nur die Verantwortung für jüngere Geschwister, sondern auch für das Leid der Familienangehörigen, für das sich die Kinder häufig verantwortlich fühlen.

Leckeres Essen
Einfach unbeschwert
Gemeinschaft

"Gott ist immer bei mir."

Luara (Name geändert) ist fünf Jahre alt und kommt seit einiger Zeit zu educare. Sie ist zu Hause rund um die Uhr damit beschäftigt, auf ihren jüngeren 1,5-jährigen Bruder aufzupassen. Diese Verantwortung für ihren kleinen Bruder hielt sie davon ab, sich für das Camp anzumelden – obwohl sie so gerne mitgefahren wäre. Doch ihre Mutter wollte sie nicht gehen lassen. Immer wieder suchten wir das Gespräch, bis sie schließlich – am Morgen des Abfahrtstages – doch einwilligte. Wir mussten das Gepäck für Luara stellen; das war jedoch schnell erledigt und so konnte Luara fünf unbeschwerte Tage mit uns verbringen. Je näher der Abreisetag kam, desto größer war Luaras Trauer und Angst, in ihre Lebenssituation mit Mutter und Bruder zurückzukehren. 

“Aber Gott ist immer bei mir” – ganz entschlossen sagte Luara diese Worte zu einer unserer Mitarbeiterinnen. “Er hat mir geholfen, als ich einmal die Schuhe von meinem kleinen Bruder verloren habe und meine Mutter mir Schläge angedroht hat. Ich habe zu Gott gebetet und dann habe ich sie wiedergefunden. Seither weiß ich, dass Gott immer an meiner Seite ist.”

Diese Gewissheit ist der größte Schatz, den die Kinder im Crackland haben können. Nichts mehr wünschen wir ihnen, als dass sie erkennen, wie groß Gottes Liebe für sie ist.

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