Reiseberichte unserer Besucher aus Deutschland

Ein einmaliges Reiseerlebnis! - Mai 2022

Reisebericht vom 9.5.2022 bis zum 23.5.2022 nach Sao Paulo

Wie kam es dazu, dass ich educare besuchte: 

Im November 2018 wurde ein Benefizessen z. G. von Kindern in Brasilien, welche mit wenig Chancen und Hoffnung für eine gute Entwicklung in Sao Paulo aufwachsen, veranstaltet. Veranstalter war educare e.V. und das Essen fand in der Festhalle in Tuningen statt. Hier erfuhr ich welche großartige Arbeit von dem Team in Sao Paulo für die Straßenkinder des „Cracklands“ geleistet wurde und wird. Es wurde aufgezeigt, wie mit viel Improvisation, Kreativität und hohem Engagement der Mitarbeiter dort vor Ort vielen Kindern eine gewisse Normalität und Struktur im Tagesablauf gegeben wird.

 

Allerdings ist der Aufwand groß für eine Anzahl von über 100 Kindern täglich ein Programm aufzustellen, Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen und auch die notwendigen Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Da ich schon länger verschiedene Projekte unterstütze, weil ich der Meinung bin, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir hier im Wohlstand leben und andere Menschen kaum existieren können, wollte ich auch hier etwas dazu beitragen, die Situation der Kinder zu verbessern (Zu dem Zeitpunkt kam hinzu, dass ich einen Verkehrsunfall gut überstanden habe und in den mir daraus zustehende Schadensersatz nicht zwingend benötigte. Mit diesen Mitteln konnte ich bei der Anschubfinanzierung der Sanitär- und Duschanlagen im educare Zentrum mithelfen.). Damals hat mir Christine Ritzi vorgeschlagen, die Arbeit von educare in Brasilien persönlich kennenzulernen. 

Marius Ritzi führt uns durch die Anlage von educare in Sao Paulo.

Nachdem 2020 und 2021 pandemiebedingt keine Möglichkeit bestand konnte ich im Mai diesen Jahres zusammen mit fünf weiteren Reisegästen nach Sao Paulo fliegen. Marius Ritzi, Vorstand des Vereins war unser Reiseführer. Wir haben sehr viel Schönes, Interessantes, Beeindruckendes, Nachdenkens wertes und leider auch Bedrückendes erlebt und gesehen. Mein Bericht möchte ich aber auf einen Tag bei educare beschränken. Ich durfte vier Tage direkt bei Familie Borges im Camp wohnen. 

Der Tag beginnt im Zentrum zwischen 8:30 Uhr und 9:00 Uhr. Die Kinder kommen nach und nach und können erstmal ohne Zwang sich auf dem Gelände bewegen und ihre Freunde begrüßen.  

Von 10:00 Uhr bis ca. 12:00 Uhr geht es dann zu den unterschiedlichen Angeboten, von Sport über Kunst, Basteln, musischen Einheiten (Gitarre, Schlagzeug usw.) bis hin zu konkreten Lerneinheiten. 

 

Hof zwischen dem Campgebäude und der Sporthalle. Hier können die Kinder sich uneingeschränkt bewegen und spielen.
Susanne Borges beim Kochen
Blick in einen Unterrichtsraum

Paralell wird das Essen für inzwischen bis zu 160 Kindern zubereitet, welches die Kinder anschließend in der Mittagspause mit Hochgenuss essen. 

Es ist erstaunlich wie geordnet und ruhig das Mittagessen abläuft, zumal viele Kinder wenn sie zu educare kommen keine geordneten Mahlzeiten kennen, kein Tisch zuhause haben an welchem sie essen können und auch den Umgang mit Messer und Gabel nicht gewohnt sind. Mich hat besonders fasziniert, als vor dem Essen von zwei ganz jungen Kindern das Tischgebet gesprochen wurde, dass alle ganz still am Tisch saßen. Obwohl sie kurz  vorher noch wild umher gesprungen sind. Das Mittagessen nehmen sowohl die Schüler ein welche am Vormittag Schule hatten, wie auch diejenigen, welche Mittagschule haben. 

Kinder beim Mittagessen
Alle werden satt
Gruppen sammeln sich bevor sie in die Unterrichtsäume gehen.

Nach ca. eineinhalb Stunden freie Zeit wurden die Kinder wieder für ihre jeweilige Aufgabe/ Aktivität eingeteilt. Sie warten geduldig bis sie mit ihren Betreuern in die jeweiligen Räume gehen können.

Zwischen 16:00 und 16:30 Uhr enden dann die Aktivitäten. Jedes Kind erhält ein Lunchpaket und verlässt dann bis ca. 17:30 Uhr das Zentrum. In der Regel werden die Kinder abgeholt. 

Abholung der Kinder.

Am Freitag wird den Mädchen, sofern Sie dies wünschen die Haare schick gemacht. Die älteren Mädchen bereiten mit viel Geduld und Routine tolle Frisuren. 

Danach wird das Camp wieder etwas ruhiger, aber noch nicht Feierabend. Die Jugendlichen (i.d.R. zwischen 14-17 Jahre alt) die bereits mithelfen, erhalten regelmäßig im Rahmen von Feedbackgesprächen Hinweise und Anregungen was sie gut gemacht haben und in welchen Bereichen Sie noch Entwicklungspotenzial haben. Dies wird von den vier hauptamtlichen Mitarbeitern und i.d.R. von einem weiteren Jugendlichen geführt. Ich durfte solche Gespräche zweimal mit erleben und verspürte, ohne ein Wort zu verstehen die Intensität und auch den wertschätzenden Umgang aller Beteiligten. Ganz wichtig war auch, dass die jeweiligen Jugendlichen ihre eigene Sichtweise artikulierten. Ich empfand diese Gespräche sehr fördernd für eine gute Persönlichkeitsentwicklung.

Daneben fand an einem Abend in der Woche noch der Mädchenabend statt. Am Sonntagabend nach dem Gottesdienst war dann noch der erweiterte Kreis zum Austausch beieinander. Viele der Jugendlichen gehen dann Abends wieder nach Hause. Drei Mädchen und drei Jungs wohnen inzwischen im Camp jeweils in einer WG und sind ganztägig in die Betreuung der Kinder mit eingebunden. 

Die Kinder in den Favelas freuen sich, dass Martinho sie besucht. Links und rechts des Ganges sind jeweils die einzelnen Räume der Familien. Hunderte von Menschen wohnen dicht gedrängt beieinander.

 

Besuch im Crackland

Einmal durfte ich mit Martinho die Favelas besuchen, damit ich mir ein Bild machen konnte unter welchen Umständen die Kinder leben müssen. Dies waren sehr bedrückende Momente, zu sehen dass eine mehrköpfige Familie i.d.R. in einem Raum leben muss und meistens für viele Familien nur ein Toiletten – und Waschraum. Daher ist es verständlich, dass viele Kinder es als Luxus empfinden Sanitäranlagen wie diese bei uns üblich sind bei educare nutzen zu können. Insgesamt hat mich die Lebensfreude und die Begeisterungsfähigkeit der Kinder die ich kennen lernen durfte fasziniert. Auch die Offenheit gegenüber Fremden, welche die Sprache nicht verstehen hat mich überrascht. Es gab keine Berührungsängste. Die Kinder haben einfach drauf los gebabbelt und im Zweifel ihre  Worte mit entsprechenden Gesten unterlegt. Anstrengend aber lustig. 

So wollten diese Beiden unbedingt ein Selfi mit mir machen und "Pipi" (Artur Bild rechts) kam immer wieder angerannt.
Fazit:

Es war ein einmaliges Reiserlebnis, das mir gezeigt hat,

  •  dass für viele Kinder eine gute Grundlage für die zukünftige Entwicklung gelegt wird
  • dass viel Optimismus und positive Lebenseinstellung bei den Kindern vorhanden ist obwohl sie in extrem schwierigen Verhältnissen leben. 
  • dass überdurchschnittliches vom Team und insbesondere von Familie Borges geleistet wird und sie sich rund um die Uhr für die betreuten Kinder einsetzen.
  • dass jeder Euro direkt zum Wohle der Kinder eingesetzt wird. 
  • dass wir in unserer Wohlstandsgesellschaft die Möglichkeit nutzen sollten um zu helfen und von unserem Überfluss etwas abgeben sollten. 
  • dass wir in unserer Gesellschaft trotz überdurchschnittlichem Lebensstandard, im Hinblick auf der Rest der Welt, eine hohe Unzufriedenheit, Unsicherheit und Ängste verspüren und von diesen Kindern lernen können, zufrieden zu sein und unsere Lebenssituation zu schätzen. 

An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an Familie Borges, Marius und alle Reiseteilnehmer, dass ich an dieser Reise teilnehmen durfte.

Hans Mauch 

Der Mädelsabend war ein Highlight - April 2022

Im April diesen Jahres hatten wir wieder die Gelegenheit, zwei Wochen in Sao Paulo zu sein und mitzuerleben, wie sich die Arbeit dort weiterentwickelt hat. Ich war begeistert, wie vor Ort die täglichen Abläufe mit so vielen Kindern (derzeit 160) organisiert sind, so dass diese ein warmes Essen serviert bekommen und am Nachmittag, in Gruppen aufgeteilt, an verschiedenen Angeboten teilnehmen können. Dieses wäre nicht denkbar ohne die Jugendlichen, die am Trainee- Programm teilnehmen und hier selbstverständlich Aufgaben übernehmen, ob als Fußball Trainer oder beim Spülen, Aufräumen, Putzen oder bei sonstigen Angeboten. Ich genoss es sehr, genau an diesem Ort mitten in Sao Paulo unweit vom Crackland zu sein und den Kindern zuzuschauen, wie sie essen, spielen und manchmal die Nähe zu einem suchen. Sie kommen, setzen sich einem auf den Schoß und möchten ein paar Kuscheleinheiten und etwas Aufmerksamkeit. 

Mein persönliches Highlight in diesen Tagen bei educare war der Mädchenabend, den wir gestalten durften. Wir einigten uns auf das Thema „Selbstliebe“  und waren im Verlauf des Abends ganz angetan davon, wie die Mädchen mit den Fragestellungen umgingen. So musste jeder 3 Dinge aufschreiben, die er an sich mag. In einem zweiten Schritt durfte dann jeder noch Dinge aufschreiben, die er am anderen mag und demjenigen in einen Umschlag stecken. Die Mädchen wurden gar nicht fertig mit Schreiben und es war toll zu beobachten, wie sie sich gegenseitig wertschätzen, so unterschiedlich sie auch sind. Was auch sehr schön war, dass wir in der Zeit zusammen mit den Jugendlichen in ihrer WG leben durften. Erfüllt von diesen Erinnerungen freue ich mich sehr, dass nun meine Tochter Jule zusammen mit ihrem Cousin Aaron für ein Jahr bei educare als Lernhelferin sein darf.

Franziska Arnold-Hauser

Endlich mal wieder vor Ort - April 2022

Im April konnte ich endlich mal wieder nach Brasilien reisen. Ich habe viele fröhliche Kinder spielen gesehen. Die gute Bindung zwischen den Mitarbeitenden und den Kindern war in jedem Moment zu spüren. 

Besonders beeindruckt hat mich, dass trotz der vielen Kinder eine entspannte Atmosphäre herrschte und ich wenig Konflikte erlebt habe. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass jedes Kind eine warme Mahlzeit bekommt. 

An einem Tag kam die kleine Luana zu mir und zeigte mir ganz stolz ein Foto von meinen Eltern. Das hat mich sehr berührt. In diesem Moment ist mir bewusst geworden, wie wichtig der persönliche Kontakt zu den Paten ist. Einen Paten auf der anderen Seite der Welt zu haben bedeutet den Kindern und Jugendlichen sehr viel und kann eine wichtige Ressource für die Entwicklung der Kinder sein.

Ich freue mich auf meine nächste Reise. 

Constanze Steinhusen

Ein Jahr bei educare in São Paulo - Januar 2022

Wegbegleiter sein

Wir sind Lisa und Robin Klenk und haben für ein Jahr den heimischen Schwarzwald gegen die riesige Metropole Sao Paulo getauscht. Wir durften bei educare e.V. ehrenamtlich tätig sein und die wertvolle Arbeit von Familie Borges und ihrem Team begleiten.

Für uns ist educare e.V. ein Ort der Hoffnung und Perspektive inmitten von Müll, Gewalt, Sorgen und Obdachlosigkeit. Wir konnten dort Wegbegleiter sein, den Kindern- und Jugendlichen zuhören, sie in den Arm nehmen, Englisch unterrichten, Werkstatt und Spiele anbieten, mit ihnen Sao Paulo erkunden, Gebetskreis leiten und jede Menge dazu lernen. Denn ein anderes Land bringt eine neue Kultur mit sich. Obwohl uns die Spontanität manchmal herausgefordert hat, schätzen wir die Gasfreundschaft, Zufriedenheit, Herzlichkeit und unkomplizierte Art der Brasilianer.

Anlaufstelle für Familien – Neben den Angeboten für die Kinder- und Jugendliche haben wir wahrgenommen, dass educare e.V. auch eine Anlaufstelle für zahlreiche Familien ist. 

So konnten wir miterleben wie in diesem Jahr Heimplätze für Menschen mit Behinderung gesucht, Arbeit an Eltern vermittelt, Haustüren von Familien repariert oder einzelne Kinder zeitweise bei educare aufgenommen wurden. Immer wieder ist das Team vor neue Herausforderungen gestellt. Es war schön zu sehen, was sich in einem Jahr verändert und welche positiven Auswirkungen eure Unterstützung sowie der Einsatz der Mitarbeiter vor Ort haben. Gerne berichten wir euch von Wegen, die wir begleiten durften

Freizeit für die Jugendlichen

Im März 2021 gab es eine Freizeit für die Jugendlichen in der über Ziele und Perspektiven gesprochen wurde. Einige Jugendliche möchten von zuhause ausziehen, sind aber aufgrund von Manipulation und Gewalt von ihren Familien abhängig oder fühlen sich verpflichtet ihre Eltern finanziell zu unterstützen. Leider können viele Familien nicht mit Geld umgehen und geben dies unteranderem für Drogen aus.

Traum vom Führerschein

Hugo, ein Jugendlicher, hat an diesem Tag beschlossen, ein Jahr lang für seinen Führerschein zu sparen. Eine Mitarbeiterin von educare sollte das Geld verwalten, damit er es nicht ausgeben kann und seine Eltern keinen Zugriff haben. Während unserer letzten Woche in Brasilien konnte Hugo zum ersten Mal zur Fahrschule gehen. Wir haben uns sehr mit ihm gefreut. 

educare-WG

Im Februar 2022 sind zudem einige Jugendliche in die neue educare-WG eingezogen und haben ihren Traum, von zuhause ausziehen, realisiert. Da sie bisher meistens mit ihrer ganzen Familie in einem Zimmer gewohnt haben, ist es für sie herausfordernd so viel Platz zu haben. Während unserer Zeit in Brasilien haben die Jugendlichen mit anderen Handwerken fleißig renoviert und haben mit Robin Stockbetten für ihre eigenen WG gebaut.

Berufswahl

Auch das Thema Berufswahl hat die Jugendlichen sehr beschäftigt und wir haben viel mit ihnen über Versagensängste und ihre Interessen gesprochen. Bruno wollte zuerst Friseur werden. Aufgrund seiner Vorstrafe hat er sich überlegt, ob er überhaupt eine Ausbildung machen soll. Schließlich hat er sich für einen Grundkurs als Maler eingeschrieben, der aufgrund von Corona verschoben wurde. Da war es umso schöner, als Bruno uns sein Zeugnis an unserer Verabschiedung stolz zeigte. 

Ein Jahr Wegbegleiter sein: mit eigenen Augen sehen unter welchen Umständen die Kinder- und Jugendlichen aufwachsen und wie sie dank educare doch ihre eigene Geschichte schreiben und nach vorne blicken.

Obrigado! Lisa und Robin Klenk

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Wie kam es dazu dass ich educare besuchte:

Im November 2018 wurde ein Benefizessen z. G. von Kindern in Brasilien, welche mit wenig Chancen und Hoffnung für eine gute Entwicklung in Sao Paulo aufwachsen, veranstaltet. Veranstalter war educare e.V. und das Essen fand in der Festhalle in Tuningen statt. Hier erfuhr ich welche großartige Arbeit von dem Team in Sao Paulo für die Straßenkinder des „Crak Lands“ geleistet wurde und wird. Es wurde aufgezeigt, wie mit viel Improvisation, Kreativität und hohem Engagement der Mitarbeiter dort vor Ort vielen Kindern eine gewisse Normalität und Struktur im Tagesablauf gegeben wird.

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