24. Mai 2022

Staunen und Danken – 15 Jahre educare e.V.

“Brasilianischen Kindern in extremer Armut eine neue Zukunft ermöglichen”, mit diesem Ziel haben wir im Jahr 2007 den Verein gegründet und die Arbeit begonnen.

mit diesem Ziel haben wir im Jahr 2007 unseren Verein gegründet und die ersten Räumlichkeiten in São Paulo angemietet. Heute, genau 15 Jahre später, sind aus den 16qm Fläche, die uns anfänglich zur Verfügung standen, über 3300qm geworden. Ein Gelände, das täglich von über 150 Kindern aufgesucht und mit viel Leben gefüllt wird. 

educare ist zu einem Ort geworden, an dem Kinder spielen, sich austauschen und lernen. Aber vor allem auch zu einem Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und Sorgen abladen können. Hier werden ihre Tränen getrocknet und der Hunger gestillt.

2022 dürfen wir nun auf 15 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Der Rückblick erfüllt uns mit großer Dankbarkeit. Wir wurden reich gesegnet und mit unglaublicher Unterstützung beschenkt, von so vielen Menschen. Wir danken euch, dass wir auch weiterhin auf euch zählen können, dass ihr weiter Teil unserer Geschichte seid und unsere Arbeit ermöglicht.

Neue Geschichten schreiben

In den 15 Jahren unseres Bestehens durften wir das Leben vieler Kinder und Jugendlicher prägen, sie begleiten und sie in ihrer Entwicklung unterstützen. Von zwei Jugendlichen wollen wir euch stellvertretend näher berichten. Bruno und Vitor kommen beide schon zu educare, seit sie neun Jahre alt waren. Im vergangenen Jahr haben wir den 18. Geburtstag der beiden feiern können und auf viele gemeinsame Erlebnisse zurückgeblickt. Was für tolle Männer sind aus ihnen geworden! Und das trotz der so schwierigen Verhältnisse, in denen sie aufgewachsen sind.

Vitor ist das älteste von fünf Kindern. Seinen Vater kennt er nicht. Er ist in einer Favela (Armenviertel) in der Nähe von educare aufgewachsen. Seine Mutter hat mit psychischen Problemen zu kämpfen und macht ihm das Leben immer wieder sehr schwer. Oft darf er nur nach Hause kommen, wenn er Geld dabei hat oder eine andere Gegenleistung erbringt. Regelmäßig wird er von ihr erniedrigt. 

Wir lernen Vitor als tief verunsicherten Jungen kennen, der sich wenig zutraut, kein Selbstbewusstsein hat. Vitor findet bei educare jedoch einen Platz, an dem er sein kann, wie er ist. Er kommt regelmäßig und absolviert das 3-jährige Trainee-Programm. Durch die vielen Malerarbeiten, die in den letzten Jahren in unserem Gebäude angefallen sind, findet er Freude an der Arbeit und absolviert anschließend eine Malerausbildung. Seine schwierige  Vergangenheit und Kindheit holen ihn jedoch immer wieder ein. Vitor zweifelt regelmäßig an seinem Selbstwert. Die Malerausbildung tut ihm deshalb gut. Sie zeigt ihm, dass er etwas kann. In einem Betrieb zu arbeiten ist für ihn zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch unvorstellbar. Er bleibt uns weiterhin treu und unterstützt uns bei der Arbeit. 

Wir geben ihm die Zeit, die er braucht, und freuen uns sehr, ihn weiter begleiten zu dürfen.

Bruno ist eines von zehn Kindern. Er stammt ebenso aus einer Favela und seine Kindheit ist geprägt von Kriminalität und Gewalt. Viele seiner Brüder sind in kriminelle Geschäfte verwickelt. Auch er wird ab und zu mit reingezogen, etwa als Bote. Bei educare lernt er eine ganz neue Umgebung und einen anderen Umgang kennen. Er absolviert das 3-jährige Trainee-Programm bei uns und anschließend eine Malerausbildung. Brunos Umfeld und Prägung stellen ihn jedoch regelmäßig vor Herausforderungen. Er landet für ein paar Wochen im Jugendgefängnis, was ihn sehr verändert. Diesen Weg will er nicht weiter gehen. Er weiß um die Alternative und kämpft für ein ehrliches Leben. 

Wir freuen uns sehr, ihn weiter zu begleiten und zu prägen.

Perspektiven aufzeigen

Das Leben der Kinder und Jugendlichen, die zu educare kommen, ist von Armut und mangelnder Bildung geprägt. Ihre Angehörigen sind oft psychisch krank, Drogen sind leicht verfügbar und das Abdriften in ein kriminelles Leben ist jederzeit möglich. Doch dem haben wir den Kampf angesagt. Wir möchten verhindern, dass eine Kindheit im Crackland (Drogenviertel) das ganze Leben zerstört. Dafür setzen wir uns Tag für Tag ein. 

Bei unseren Jugendlichen können wir so wertvolle Entwicklungen beobachten. Für sie arbeiten wir, um ihnen Alternativen und neue Perspektiven aufzuzeigen.

Unser großer Traum ist es, ihnen ganz neue Erfahrungen zu ermöglichen. Wir wollen ihnen einen Blick über den Tellerrand bieten. Ihnen andere Lebensweisen, Kulturen und Landschaften zeigen. Mitte diesen Jahres werden wir eine Reise nach Deutschland unternehmen und möchten sechs unserer Jugendlichen mitnehmen. Dafür benötigen wir jedoch eure Unterstützung.

Weitere Unterstützung für Familien

Die aktuelle Wirtschaftskrise trägt ihren Teil dazu bei, die Armut vieler Familien weiter zu vergrößern. Das bekommen viele der Kinder deutlich zu spüren.

Die Preise für Lebensmittel und Lebenshaltung sind zuletzt erneut gestiegen und die Versorgung der Kinder selbst mit Grundnahrungsmitteln fällt vielen Eltern schwer. Meist reicht es, wenn überhaupt, nur zu einer Mahlzeit am Tag. Hier schauen wir nicht weg und bieten weiter Lebensmittelpakete für bedürftige Familien an. Dafür müssen die Eltern jedoch einen regelmäßigen Schulbesuch der Kinder sowie die Teilnahme am educare-Programm sicherstellen. So wollen wir weiter Hilfe zur Selbsthilfe bieten und die Kinder und Familien darin unterstützen, Verantwortung zu übernehmen und ihr Leben eigenständig in die Hand zu nehmen.

Um diese Arbeit leisten zu können, sind wir überaus dankbar für eure Unterstützung aus Deutschland. Ohne euch ist all das nicht möglich. Deswegen freuen wir uns, wenn ihr uns weiter helft, für die Kinder und ihre Familien da zu sein.