15. Oktober 2023

Hoffnung und Halt für Kinder und Familien

Die Arbeit im Projekt mit den Kindern und Familien fordert und erfüllt uns. Insbesondere die Familienhilfe hat sich in letzter Zeit stark entwickelt und intensiviert. Lest mehr über die neusten Entwicklungen im Projekt.

Einblicke in unsere Arbeit

Geschichten aus dem Alltag bei educare:

Diego ist acht Jahre alt und wird von seinen (noch sehr jungen) Tanten und seinem Onkel schon seit mehreren Jahren zu educare gebracht. Wir kennen ihn dadurch sehr gut. Seine Mutter hat während der Schwangerschaft Drogen konsumiert. Infolgedessen kam Diego aufgrund einer frühkindlichen Hirnschädigung mit einer starken Fehlstellung der Füße zur Welt und konnte nie selbständig gehen. Im Mai konnten wir ihm, dank Spenden aus Brasilien, nun eine OP finanzieren, die – Gott sei Dank – gut verlaufen ist. Diego
bekommt jetzt Physiotherapie, um das selbstständige Gehen zu erlernen. In dieser schwierigen Phase ist seine Oma seine ständige Begleiterin. Seine Mutter war lange im Gefängnis und zu ihr besteht kaum noch eine Beziehung. Viele seiner Onkel sind aktuell ebenfalls im Gefängnis und die Großmutter kümmert sich um ihre “verwaisten” Enkel. Diegos großer Traum ist es, bald nicht nur laufen, sondern auch Fahrrad und Skateboard fahren zu können.

Arztbesuche

Zwillinge voller Energie

Mit einer der Mütter und ihren Zwillingen waren wir mehrfach beim Arzt, damit die Kinder medikamentös richtig eingestellt werden. Als die Zwillinge drei Monate alt waren, wurden sie der Mutter vom Jugendamt weggenommen. Sie haben dann eineinhalb Jahre in einem Jugendheim verbracht, sind inzwischen aber wieder bei ihrer Mutter. Die Mutter hat während der Schwangerschaft Drogen konsumiert; die Zwillinge sind beide hyperaktiv. Bislang brauchten wir immer einen Mitarbeiter, der sich nur um die Zwillinge kümmerte, wenn sie da waren. Die Medikamente einzustellen ist schwierig, aber mit medikamentöser Unterstützung sind die beiden schon viel ruhiger, können sich besser fokussieren und mit größerem Gewinn an unserem Programm teilnehmen. Wir hoffen sehr, dass die medikamentöse Einstellung vollends gelingt.

Wieder klar sehen

Einen Jugendlichen (15 Jahre alt) haben wir zum Augenarzt begleitet. Er hat vor einem halben Jahr als Trainee bei uns angefangen. Kürzlich haben wir festgestellt, dass er bestimmte Aufgaben nicht erledigen kann, weil er nicht ausreichend sieht. Es wurde eine spezielle Hornhautverkrümmung diagnostiziert. Vermutlich wird langfristig eine Transplantation nötig sein, vorerst hat er jetzt eine Brille bekommen.

Mittagessen für die Mütter mit anschließendem Input und Austausch

Übernachtungsparties für die großen und kleinen Jungs

Judo Festival mit Gürtel-Wechsel

Verabschiedung Jule & Aaron

Sie waren ein Jahr als Lernhelfer bei uns – Vielen Dank euch beiden für euren tollen Einsatz, beim Homeschooling und den Aufgaben im Projekt!

Man kann den Schmerz, die Angst, die Sorgen in den Augen der Kinder sehen und das bricht mir das Herz.

Ein Bericht von Mia Winkler die educare besucht hat.

Theoretisch wusste ich, was mich erwarten würde: Ich hatte über Cracolândia gelesen und Bilder hatte ich auch gesehen. In meinem Leben war ich auch früher schon an Orten, an denen Armut und Obdachlosigkeit herrschten. Durch unsere Freundschaft zu Familie Ritzi kannte ich die Arbeit von educare seit ihren Anfängen. Und dennoch: Tatsächlich im “Crackland” zu sein und das Ausmaß des Elends zu sehen, hat mich verändert und ein Teil meines Herzens ist dort geblieben – bei den Kindern. Denn diese Kinder unterscheiden sich nicht von unseren eigenen: Sie sind einfach geboren worden. Keiner hat sie gefragt, an welchem Ort oder unter welchen Bedingungen sie gerne aufwachsen würden. Auch jetzt noch sehe ich die Augen mancher Kinder vor mir. Selbst wenn sie lächeln, merkt man ihnen an, was sie schon gesehen haben. Man kann den Schmerz, die Angst, die Sorgen in den Augen der Kinder sehen und das bricht mir das Herz.

Ich habe viele Geschichten gehört in dieser Zeit: Geschichten von Kindern, die im Gefängnis geboren wurden oder von ihren Müttern an trostlose Orte gebracht werden, um dort für sie zu betteln. Geschichten von Müttern, die immer wieder versuchen, ihr Leben zu beenden, oder die für zehn Jahre ins Gefängnis müssen. Geschichten von Vätern, die auf der Flucht nach einem Diebstahl vom Bus überfahren wurden oder einfach ihre Familien verlassen haben. Die meisten Geschichten sind unvorstellbar! Und hilfreiche Unterstützung von Jugendamt und Polizei gibt es nicht: Es sind einfach nicht genügend Kapazitäten vorhanden, um für all diese Familien Lösungen zu finden. Die Kinderheime sind vollkommen überlastet und nicht nach Altersgruppen unterteilt. Ein Kind aus dem Projekt wurde ins Kinderheim gebracht und dort vergewaltigt. Die Polizei hält sich aus vielen Situationen heraus. In den Favelas wird bei Problemen die PCC gerufen, mit der die Polizei sich nicht anlegen will. Außerdem sind viele Polizisten korrupt. All das macht die Arbeit von educare umso bemerkenswerter für mich. Wer hier arbeitet, muss viel aushalten: erschütternde Geschichten, verstörende Bilder und die Tatsache, dass die Kinder jeden Tag wieder zurückkehren in ihr Leben mit all seinen Schrecklichkeiten. Gleich zeitig aber darf man bei educare so viel Wunderbares erleben: Strahlende Augen beim Spielen im Hof, beim Sport oder in den Kursen, satt gegessene Kinder und ältere Jugendliche, die Verantwortung für die Jüngeren übernehmen, tanzende Kinder und Kinder, die im Gottesdienst einfach weinen müssen, weil Gott sie berührt. Viele Kinder kommen regelmäßig und für sie ist educare
ein echtes Zuhause geworden. Ein Zuhause, in dem sie Schutz erfahren und Annahme. An einem Freitag in der Freispielzeit schlichtete eine Mitarbeiterin einen Streit zwischen zwei Brüdern. Mein Portugiesisch lässt zu wünschen übrig, aber einen Satz habe ich deutlich verstanden: „Vocês não são lixo na rua! Ihr seid kein Müll auf der Straße!“ Für mich ist das ein Bild für die Arbeit von educare – sie zeigt den Kindern, was sie sind: kein Müll auf der Straße, sondern wertvolle und geliebte Menschen. In Bezug auf die Kinder erscheint diese Botschaft leicht – sie können nichts für ihre Lage. Aber die Eltern? An meinem vorletzten Tag habe ich dabei geholfen, den großen Saal für das erste Frauencafé in der Geschichte von educare vorzubereiten. Wir waren dafür extra auf dem
Nacht-Blumenmarkt und haben alles sehr schön dekoriert. Es wurde leckeres Essen vorbereitet und jede Frau sollte ein Geschenk bekommen. Während wir die Blumen in den Vasen arrangierten, unterhielt ich mich mit Elouisa. Sie sprach aus, was mir ebenfalls durch den Kopf ging: „Manchmal werde ich so wütend auf diese Frauen, weil sie nicht gut für ihre Kinder sorgen”, sagte sie. “Aber dann erinnere ich mich, dass sie einmal diese Kinder waren!

Im Juli feiern wir das Erntedankfest in Brasilien, auch Maisfest genannt.

Die Kinder verkleiden sich, es gibt spezielle Spiele, Tänze und leckeres Essen. Wir haben zwei Tage lang gefeiert

Gebetsanliegen / Projekte:

    • Aktuell planen wir unser nächstes Ferien-Camp im Herbst.
    • Wir sind sehr dankbar für unsere neue Kollegin Claudia in Brasilien. Sie ist Sozialpädagogin und mit ihrer Unterstützung haben wir die Möglichkeit, schneller Termine bei Ärzten, Schulen, etc. zu bekommen, da in Brasilien die Sozialpädagogen viel mehr Handhabe haben als bei uns.
    • Es erleichtert unsere Arbeit sehr, wenn ihr uns über eventuelle Umzüge, Bankwechsel und neue (E-Mail-)Adressen informiert – gerne per Mail: info@educareev.de.

Save the date

      • Am 12.11.23 – findet unser Benefizessen statt Anmeldung ab sofort unter info@educareev.de
      • 17.11.23 – laden wir zur diesjährigen Mitgliederversammlung ein